Glossar archivischer Fachbegriffe
aus: Praktische Archivkunde : Ein Leitfaden für Fachangestellte für Medien- u. Inforamtionsdienste. Fachrichtung Archiv / Marcus Stumpf (Hrsg.). - Münster : Ardey-Verlag, 2018
mit geringen Ergänzungen aus: Schlüsselbegriffe der Archivterminologie / Angelika Menne-Haritz, in: Veröffentlichungen der Archivschule Marburg, Nr. 20
Geringe zusätzliche Ergänzungen aus der eigenen Archivpraxis des Archiv Deutsches Atomerbe e.V. und aus Wikipedia.
siehe weiterführende Liste auch hier: http://www.archivportal-d.de/info/glossar
A
Akzession
- Zugang von Archivgut ins Archiv
- Gesamtheit der zu einem bestimmten Zeitpunkt übernommenen Unterlagen eine:r Bestandsbildner:in
-> Akzessionsbuch
-> Akzessionsnummer
-> Zugangssignatur
Akzessionsbuch
Fortlaufend geführter Nachweis über Zugänge an Archivgut (Register der Akzessionen).
Es enthält folgende Angaben: Eingangsdatum, Zugangssignatur, Herkunft (Bestandsgeber:in und Bestandsbildner:in), Art des Materials, Umfang und vorläufiger Lagerungsort des Zugangs.
-> Zugangssignatur
-> Akzessionsnummer
Akzessionsnummer
Fortlaufende Nummerierung der Akzessionen pro Jahr. Die Jahresangabe in Verbindung mit der Akzessionsnummer ergibt die Zugangssignatur
Archiv
Einrichtung zur Übernahme, Bewertung, Erschließung, Sicherung, Nutzbarmachung und Auswertung von Archivgut.
Archivale
(das): Einzelstück eines (Archiv)Bestandes.
-> Archivalien
Archive von unten
-> Bewegungsarchive, -> Freie Archive
Archivalien
Plural von Archivale
-> Archivgut
archivalisch
Auf das Archivgut bezogene Bestimmung von Merkmalen, z.B. archivalische Quellen.
archivarisch
Auf den Archivar als Person bezogene Bestimmung von Merkmalen, z.B. archivarische Berufsausbildung.
Archivbibliothek
Fachbibliothek (Wissenschaftliche Spezialbibliothek) im Archiv für die Mitarbeitenden und die Benutzenden, die über ein begrenztes Sammelgebiet verfügt.
Steht der gesamte Bestand der Bibliothek im Lesesaal zur Verfügung, handelt es sich um eine Freihandbibliothek.
Sind die Bestände in einem Magazin untergebracht und müssen per Signatur bestellt werden, spricht man von einer Magazinbibliothek. Sie kann auch über einen Freihandanteil,
z.B. die Handbibliothek im [[#Lesesaal], verfügen.
Archivgesetze
Gesetze über die Sicherung und Nutzung von Archivgut. Es gibt das Bundesarchivgesetz, die Archivgesetze der Länder sowie die Archivgesetze im kirchlichen Bereich.
Im Gegensatz zu staatlichen Archiven unterliegen Freie Archive (Bewegungsarchive) diesen Archivgesetzen nicht. Sie regeln ihre Belange über ihre Archivordnung/Benutzungsordnung
(und sind gut beraten, sich dabei am Bundes- oder Länder-Archivgesetz zu orientieren.)
Archivgut
Derjenige Teil des in Archiven aufbewahrten Materials, einschließlich des Sammlungsguts, das die Eigenschaft der Archivwürdigkeit besitzt. Dazu zählen alle Informationsträger wie z.B.
Akten, Amtsbücher, Karten, Pläne, Bild-, Film- Tongut, maschinenlesbare Datenträger einschließlich der Hilfsmittel zu ihrer Erschließung und Benutzung.
Oder: Alles, was Archive erfassen, ordnen, verwahren, betreuen und erschließen, bezeichnet man insgesamt als Archivgut, die Einzelstücke als Archivalien (Singular: Archivale).
archivisch
Auf das Archiv als Einrichtung bezogene Bestimmung von Merkmalen; z.B. archivische Zuständigkeit.
Archivordnung
Rechtliche bzw. normative Festlegung des Archivträgers über Zuständigkeit, Funktion und Aufgaben des Archivs sowie dessen Arbeitsweise, einschließlich der Aufgaben und der Verantwortlichkeit
der Mitarbeitenden.
Archivrecht
Gesamtheit der Rechtsnormen über die Funktion, die Aufgaben und die Organisation des Archivwesens und über den Schutz des gesamten Archivguts.
Archivtektonik
-> Tektonik
Ausheben
Entnahme von Archivgut aus dem Magazin zur Vorlage im Lesesaal.
B
Bär´sches Prinzip
Verzeichnungsmethode. Beim Bär´schen Prinzip werden die Archivalien in der Reihenfolge verzeichnet, in der sie zufällig oder auch vorsortiert in die Hand de:s Archivierenden gelangen.
Dabei existiert die sachliche Ordnung nur auf dem Papier, im Magazin werden die Archivalien entsprechend der Reihenfolge der Verzeichnung gelagert (numerus currens).
(Quelle: Praktische Archivkunde : Ein Leitfaden für Fachangestellte für Medien- u. Inforamtionsdienste. Fachrichtung Archiv / Marcus Stumpf (Hrsg.). - Münster : Ardey-Verlag, 2018)
Benutzung
Einsichtnahme in die Bestände eines Archivs für die Auswertung zu persönlichen, rechtlichen oder wissenschaftlichen Zwecken auf der Grundlage der Benutzungsordnung
und i.d.R. nach Genehmigung des Benutzungsantrags.
Freie Archive (Bewegungsarchive) können entscheiden, wem sie Einsicht gewähren; Öffentliche Archive müssen einer Einsichtnahme i.d.R. zustimmen.
Benutzungsantrag
Formular, das vor der ersten Bestellung von Archivalien auszufüllen ist. Die Entscheidung über den Benutzungsantrag ist ein Verwaltungsakt und eröffnet bei Bedarf rechtliche Schritte.
Benutzungsordnung
Rechtsvorschrift für die Benutzung von Archivgut. Sie regelt die besonderen Voraussetzungen und den Ablauf der Benutzung und konkretisiert Rechte und Pflichten.
Bestände
Plural von Bestand
Beständeübersicht
bereitgestellte Übersicht über den Gesamtbestand eines Archivs mit einer gegliederten Liste von Kurzbeschreibungen der einzelnen Bestände.
-> Tektonik
Bestand
Komplex von Archivgut, der die Überlieferung eine:r oder mehrerer Bestandsgeber:innen vereinigt. Vergleiche: Mischbestand
Bestandsbildner:in
Juristische oder physische Person oder Personenmehrheit, durch deren Tätigkeit Bestandsgut entsteht. Vergleiche: Bestandsgeber:in
Bestandserhaltung
Gesamtkonzeption von Maßnahmen, die dem vorbeugenden Schutz und der Sicherung des Erhaltungszustandes des Archivguts bzw. der Wiederinstandsetzung beschädigten Archivguts dienen.
Bestandsgeber:in
Person, die das Archivgut an das Archiv übergibt. Muss nicht identisch sein mit Bestandsbildner:in
Bestandsgut
Gesamtheit der Schrift-, Bild-, Ton- und audiovisuellen Dokumente sowie der elektronischen Unterlagen, die aus der Tätigkeit von Behörden, Einrichtungen und Personen (-> Bestandsbildner:in) hervorgeht,
in Beständen konzentriert ist und zu Archivgut werden kann.
Bestandsrevision
Kontrolle der Vollständigkeit und ordnungsgemäßen Lagerung eines Bestandes anhand der Find(hilfs)mittel.
Bewegungsarchive
Sogenannte Archive von unten, oft auch Freie Archive, sind Archive, die zunächst die Geschichte der Arbeiter- und der Frauenbewegung seit dem 19. Jahrhundert festhalten,
und sind zudem seit Mitte der 1980er Jahre infolge der Neuen Sozialen Bewegungen entstanden und dokumentieren diese Bewegungen (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Archive_von_unten).
Bewertung
Ermittlung der archivwürdigen Teile eines Schriftguts, das dem Archiv zur Übernahme angeboten wird.
-> Kassation
born digitals
Archivalien, die in digitaler Form übernommen werden (-> Elektronische Unterlagen)
D
Datierung
= Laufzeit: zeitliche Erstreckung des Akteninhalts. Das Anfangsdatum ist das Datum des ältesten Schriftstückes, das Schlussdatum ist das Datum des jüngsten Schriftstückes.
Depositum
Von Privatpersonen oder Institutionen ans Archiv abgegebene Unterlagen zur Erschließung, Verwahrung und Nutzung ohne Eigentumsübertragung.
(Anm.: Wichtig: Vertrag! Ansprüche Nachfahren?)
Digitalisat
Digitale Form eines Archivales.
Digitalisierung
Überführung analogen Archivguts in eine digitale Form
-> Digitalisat
Drucksachen
Druckerzeugnisse, die außerhalb des Buchhandels erscheinen (Bsp.: Drucksachen des Deutschen Bundestages). Werden Druckerzeugnisse von öffentlich-rechtlichen Stellen herausgegeben,
zählen sie zu den Amtsdrucksachen; für Druckschriften aus dem privatrechtlichen Bereich hat sich der Begriff Graue Literatur eingebürgert.
E
Elektronische Unterlagen
Der Begriff wird in Abgrenzung zu analogen (= papierenen) Unterlagen verwendet und bezeichnet mit dem Computer erzeugte und gespeicherte Informationen, sog. born-digitals.
Enteisen
Entfernen von Metallteilen, z.B. Büroklammern, aus Archivgut zwecks Bestandserhaltung.
Enthält-Vermerke
Teil der Inhaltsangabe bei der Verzeichnung, der mit dem Wort "Enthält" beginnt und mit dem der Titel ergänzt, eingegrenzt oder korrigiert wird.
Übliche "Enthält-Vermerke" sind:
-Enthält
-Enthält u.a.
-Enthält v.a.
-Enthält auch
Erschließung
Heranführen an die im Archivgut enthaltenen Informationen durch Ordnung (-> Klassifikation) und Verzeichnung. Als Ergebnis entstehen die archivischen Find(hilfs)mittel
unter Anwendung bestimmter Richtlinien.
F
Faksimile
Originalgetreue Reproduktion eines Dokumentes.
Find(hilfs)mittel
Oberbegriff für Erschließungsinstrumente für ArchivBestände, wie z.B. Ablieferungslisten, Findkarteien, Findbücher und Beständeübersichten. Heutzutage meist Datenbanken oder Online-Kataloge.
-> Erschließung
Findbuch
Find(hilfs)mittel in Buchform, das nach Abschluss der Erschließungsarbeiten zu einem Bestand angefertigt wird.
Es besteht im Allgemeinen aus Vorwort, Inhaltsverzeichnis mit Klassifikation, Verzeichnungsteil und Index.
(Inhaltsübersicht siehe in: Praktische Archivkunde : Ein Leitfaden für Fachangestellte für Medien- u. Inforamtionsdienste. Fachrichtung Archiv / Marcus Stumpf (Hrsg.). - Münster : Ardey-Verlag, 2018, S.134)
Das Findbuch bildet den Abschluss der archivischen Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten.
Findbücher können für einen oder mehrere Bestände angefertigt werden oder bestands- und archivübergreifend als thematisches Inventar angelegt sein.
Sie werden heute zunehmend elektronisch erstellt und ausgedruckt, wenn alle Archivalien verzeichnet sind.
-> Erschließung
-> Verzeichnung
Foliieren
- Anbringen einer Blattzählung auf Aktenmaterial.
- Vergeben einer Signatur auf Buchrücken.
-> Verzeichnung
Fonds
Archivgut-Bestand mit einheitlicher Herkunft (-> Provenienz), wobei keine Festlegung über die Art der internen Strukturierung erfolgt.
Die Provenienz begründet bei einem Fonds die äußere Abgrenzung zu anderen Beständen, nicht notwenigerweise die innere Struktur.
Freie Archive
-> Bewegungsarchive, -> Archive von unten
G
Graue Literatur
Druckschriften aus dem privatrechtlichen Bereich (Eigenverlag), die nicht im Buchhandel erhältlich sind und keine ISBN/ISSN haben.
-> Drucksachen
Grenzjahr
Bezeichnung für das Endjahr der Sperrfrist, innerhalb derer Archivgut nicht zur Benutzung vorgelegt werden darf.
H
Handbibliothek
Im öffentlichen Bereich des Archivs (Lesesaal) vorhandener Teil der Archivbibliothek.
I
Index
Wortliste in alphabetischer Reihung mit Verweisen auf Seitenzahlen zur inhaltlichen Erschließung eines Textes.
Man unterscheidet im Wesentlichen Sach- und Personenregister sowie geographische Register und Institutionenregister.
Indizierung
Das Aufnehmen eines Werkes in ein Register (Index).
K
Kassation
Vernichtung oder Aussonderung von Unterlagen, die bei der Bewertung als nicht archivwürdig eingeschätzt wurden.
Die Kassation muss dokumentiert werden (-> Kassationsbuch), um den Vorgang rekonstruieren zu können und sollte von zwei Leuten beurteilt werden (Vier-Augen-Prinzip).
Klassifikation
Systematisch aufgebautes Ordnungsschema eines ArchivBestandes, das die Ordnungsglieder (Klassen) nach logisch-sachlichen Gesichtspunkten anordnet.
Oder:
Schema für die Gliederung eines Bestandes nach systematischen Gesichtspunkten.
Konkordanz
Vergleichender Nachweis von Signaturen, der von der älteren Signatur ausgehend die Feststellung der gültigen ermöglicht.
Oder:
Eindeutige, zweiseitige Verknüpfung verschiedener Zeichensysteme, etwa im Anhang eines Findbuches, mit einer Liste neu vergebener und älterer, evtl. schon zitierter Signaturen.
Konservierung
Maßnahmen präventiver Art zur materiellen Sicherung des Erhaltungszustandes von Archivgut.
L
Laufender Meter
Nicht normierte Maßeinheit für Archivgut.
Als Faustformel entspricht der laufende Meter (lfdm.) einem Aktenstapel von einem Meter Höhe bzw. einem Meter Regalbrett (Regal mit Länge 100 cm, Tiefe 40 cm und lichter Höhe 40 cm).
I.d.R. werden die Archivkartons, in denen das Archivgut lagert, gemessen: In der Praxis entspricht ein laufender Meter oftmals dem Inhalt von neun bis zwölf Archivkartons.
Laufzeit
Angabe des Anfangs- und Enddatums einer Verzeichnungseinheit.
Lesesaal
Raum im Öffentlichkeitsbereich eines Archivs, in dem die Nutzenden unter Aufsicht Einsicht in Find(hilfs)mittel, Bücher und Archivalien nehmen können;
meistens mit einer Handbibliothek und Zugang zum Katalog verbunden.
M
Magazin
Gebäude, Gebäudeteil oder Raum, in dem Archivgut unter besonderen klimatischen Bedingungen aufbewahrt wird.
Das Magazin sollte räumlich getrennt sein vom öffentlichen Bereich.
Magazinierung
Physische Aufbereitung übernommenen Archivguts für die dauerhafte Lagerung. Dazu gehören das Ausheben bei Bestellung und die Reponierung.
-> Umbetten
-> Enteisen
-> Paginieren
-> Signieren
Metadaten
(Weiterführende) Daten über (vorhandene) Daten, die zur Indizierung und Identifizierung von zumeist elektronischen Dokumenten dienen.
Sie beinhalten z.B. Informationen über deren Herkunft, Entstehungszusammenhänge, Beteiligte und Aktualität.
Mischbestand
Bestand von provenienzgebundenem Archivgut, der mit nichtprovenienzgebundenem Sammlungsgut angereichert wurde.
-> Mischfonds
-> Provenienz
Mischfonds
Ein Bestand, der aus Archivgut unterschiedlicher Provenienz besteht.
-> Fonds
-> Mischbestand
N
Nachlass
Dokumente einer physischen Person, die aus deren privater, gesellschaftlicher, künstlerisch-literarischer und dienstlicher Tätigkeit hervorgegangen sind,
und die das Archiv als Depositum, Schenkung oder Kauf nach deren Tod übernimmt.
Notfallvorsorge
Organisatorische und technische Sicherungsmaßnahmen zum Schutz des Archivguts vor Schadensfällen und zur Umsetzung von Rettungsmaßnahmen in konkreten Schadenssituationen.
O
Ordnung
Erschließung von Archivgut durch Gliederung und Reihung.
P
Paginieren
Anbringen einer Seitenzählung auf Archivgut.
PDF/A
International normiertes Dateiformat. Variante des PDF (Portable Document Format), die für die Langzeitarchivierung geeignet ist.
Kann elektronische Dokumente so darstellen, dass das äußere Erscheinungsbild über die Zeit erhalten bleibt, unabhängig von den Werkzeugen und Systemen zur Herstellung, Speicherung und Reproduktion
(sinngemäße Übersetzung des englischen ISO-Standards 19005-1).
Bei PDF/A bleibt der abgespeicherte Text als solcher erhalten und damit recherchierbar und voll nachnutzbar (CI = Coded Information) und wird nicht wie bei älteren Langzeitformaten
in reine Bildinformation (NCI = Non Coded Information wie z.B. beim Bildformat TIFF) umgewandelt.
Persönlichkeitsrecht
Umfasst das Namensrecht, das Recht am eigenen Bild, das Urheberrecht und personengebundene Daten nach Datenschutzgesetzen.
Pertinenzprinzip
Ahistorisches Prinzip, welches die primäre Ordnung nach Sachbetreffen zum Ziel hat.
Im Archivwesen wird dieses Prinzip bei der inneren Ordnung dem Provenienzprinzip untergeordnet: während die Bestandsbildung und Abgrenzung nach dem Provenienzprinzip erfolgt,
werden bei der inneren Ordnung der Bestände Sachbetreffe (Pertinenzen) verwendet.
Primärdaten
Beschreiben den eigentlichen Inhalt eines Dokuments. Sie können sowohl in analoger Form als Inhalt eines Papierdokuments oder in digitaler Form als Inhalt eines elektronischen Dokuments (Datei) vorliegen.
Provenienz
- (von lateinisch provenire = „herkommen“), bezeichnet allgemein die Herkunft einer Person oder Sache. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Provenienz)
- Im Archivgebrauch Bestand einer bestimmten Herkunft (Person, Körperschaft).
-> Pertinenz
provenienzgebunden
Auf Material einer Provenienz bezogen, im Zusammenhang mit Provenienz stehend.
Provenienzprinzip
Grundprinzip des Archivwesens: Bildung und Abgrenzung der Bestände nach dem historisch bedingten Entstehungs- und Überlieferungszusammenhang des Archivguts (= Herkunftsprinzip).
-> Provenienz
R
Regest
Knappe (erzählende oder stichpunktartige) Zusammenfassung des Inhalts eines Einzelschriftstückes.
Oder:
Form der Verzeichnung von Urkunden durch Zusammenfassung des Inhalts und der wichtigsten quellenkritischen Daten.
Registratur
- Aufbewahrungsraum oder Organisationseinheit für die Verwaltung der Unterlagen (Schrift- Bild- Tongut, elektronische Unterlagen) in einer Behörde;
(Abgrenzung zu Archiv: Unterlagen sind noch nicht abgeschlossen, vorübergehend nicht mehr benötigte Unterlagen liegen in der Altregistratur, bevor sie dann ins Archiv kommen)
- Die nach einer Ordnung geführten Unterlagen in einer Behörde, die für die laufende Verwaltungstätigkeit benötigt werden.
Registraturgut
Gesamtheit der Schrift-, Bild-, Ton- und audiovisuellen Dokumente sowie der elektronischen Unterlagen, die aus der Tätigkeit von Behörden, Einrichtungen und Personen (-> Registraturbildner) hervorgeht,
in Registraturen konzentriert ist und zu Archivgut werden kann.
Registraturhilfsmittel
Find(hilfs)mittel der Schriftgutverwaltung, die der Sicherung und dem Wiederauffinden des Registraturguts dienen.
Reponieren
Zurücklegen von Archivgut in das Magazin nach der Benutzung.
Reproduktion
Wiedergabe bzw. Vervielfältigung von Vorlagen zumeist auf fotomechanischem Wege.
Retrokonversion
Erfassung und Umwandlung eines hand- oder maschinenschriftlichen Findbuches oder Find(hilfs)mittels in digitale Formen (i.d.R. Datenbanken).
S
Sammlungsgut
Archivgut, das ohne Berücksichtigung der Entstehungszusammenhänge unter inhaltlichen Gesichtspunkten zusammengestellt wird.
Schlagwort
Stichwort zur inhaltlichen Erschließung von Dokumenten.
-> Verschlagwortung
-> Thesaurus
Schutzdigitalisierung/Schutzverfilmung
Dieses Vorgehen soll empfindliches Material vor weiterer Beanspruchung schützen, indem nach der Digitalisierung bzw. Verfilmung nur noch die Ersatzmedien
(Mikrofilm, Microfiche, PDF etc. -> Digitalisate) in die Benutzung gehen.
Schutzfrist
Frist bis zur Öffnung von Archivgut für die allgemeine Benutzung, festgelegt in Archivgesetzen oder Benutzungsordnungen (=Sperrfrist).
-> Grenzjahr
Selekte
Herausziehen (Selektieren) und Zusammenfassen von Stücken einer bestimmten Archivaliengattung aus den ArchivBeständen mit dem Ziel, diese getrennt zu lagern und zu verzeichnen.
Serie
Gleichförmige Schriftstücke, Amtsbücher oder Akten in alphabetischer, numerischer oder chronologischer Folge in einer Registratur oder einem Archiv
ohne innere Anhaltspunkte zu einer Systematisierung.
Sicherungsverfilmung
Seit 1961 praktiziertes Verfahren, um die wichtigsten Archivalien des Bundes, der Bundesländer und Kommunen zu Sicherungszwecken für den Katastrophenfall auf Rollmikrofilm zu bringen
und im Oberrieder Barbarastollen endzulagern. Die Verfilmung findet unter Einhaltung festgelegter technischer Standards in Verfilmungsstellen beim Bundesarchiv, beim Geheimen Staatsarchiv
und in bestimmten Landesarchiven statt.
Signatur
Kennzeichen zu Identifikation einzelner Einheiten von Archivgut und zu ihrer Verknüpfung mit den Find(hilfs)mitteln.
Archivische Signaturen geben die Reihenfolge der Lagerung im Magazin an.
Signieren
Anbringen der Signatur auf Archivgut zur Standortkennzeichnung.
Sperrfrist
Spezialinventar
Sachthematisch orientiertes, meist Bestandsübergreifendes Find(hilfs)mittel.
Streifenmethode
Verzeichnungsmethode, bei der in die Archivalien Papierstreifen eingelegt werden, auf dem entsprechend der Systematik die provisorische Signatur vermerkt ist.
Nachdem die Feinsystematik erstellt ist, kann die endgültige Signatur festgelegt werden.
Sehr zeitaufwändige und raumintenisve Methode, da auf Lücke gelagert werden muss; nicht für Bestände geeignet, die noch Zuwachs erfahren, da dann umfangreiche Umlagerungen
im Magazin erfolgen müssen.
(Quelle: Praktische Archivkunde : Ein Leitfaden für Fachangestellte für Medien- u. Inforamtionsdienste. Fachrichtung Archiv / Marcus Stumpf (Hrsg.). - Münster : Ardey-Verlag, 2018, S. 128)
T
Tektonik
Ordnung des Gesamt-Bestandes eines Archivs durch Gliederung aller Bestände in Gruppen oder Archivabteilungen.
Thesaurus
Alphabetisch und systematisch geordnetes Verzeichnis von Wörtern und Wortverbindungen eines bestimmten Anwendungsbereiches.
Oder:
Festgelegter Wortschatz zur Verzeichnung eines Bestandes.
Titelaufnahme
Grundform der archivischen Verzeichnung. (= Titelbildung)
Titelbildung
U
Übernahme
Einbringen von Registraturgut (oder Unterlagen privater Bestandsgeber:innen) in den Zuständigkeitsbereich eines Archivs.
Dabei wird das Registraturgut/das zu übernehmende Material i.d.R. vorläufig in Ablieferungslisten (-> Find(hilfs)mittel) erfasst, signiert, enteist und umgebettet.
Die Übernahme wird protokolliert (Übernahmeprotokoll).
-> Signieren
-> Enteisen
-> Umbetten
Umbetten
Umlagern von Archivgut in säurefreie, alterungsbeständige Archivmappen/Archivkartons.
Urheberrecht
Gesamtheit der gesetzlichen Bestimmungen, die den umfassenden Schutz der Ansprüche und Rechte des Urhebers von Werken der Literatur, der Kunst und der Wissenschaft gewährleisten.
V
Verschlagwortung
Vergabe von Schlagworten als Teil der Verzeichnungsarbeit.
-> Thesaurus
Verzeichnung
Teil der Erschließung. Sie besteht aus der Titelbildung mit eventueller Ergänzung durch Enthält-Vermerke sowie der Feststellung der Laufzeit und der Vergabe der Signatur
und der Schlagworte.
Verzeichnungseinheit
Einheit innerhalb eines Bestandes mit eigener Identifikation durch die nur einmal vorhandene Signatur und dazugehörigen Verzeichnungsangaben.
Verzeichnungsmethode
Methode der Verzeichnung von Archivgut: Streifenmethode vs. Bär´sches Prinzip
Z
Zugang
Eingang neuen Archivgutes ins Archiv (= Akzession).
Zugangsbuch
Zugangssignatur
Die jahrgangsweise fortlaufende Nummerierung der Akzessionen.
Oder:
Angabe des Jahres in Verbindung mit der Akzessionsnummer (z.B. 2024/58).